Die Geschichte des IfS

Gründung

Das Institut für Sozialforschung wurde 1923 mit den Mitteln von Felix Weil als Stiftung gegründet. Es kam zunächst in den Räumen des Senckenberg-Museums unter, bis im Juni 1924 das erste Institutsgebäude eingeweiht werden konnte. Erster Direktor des IfS – damals ein unabhängiges Forschungsinstitut an der Frankfurter Universität – war Carl Grünberg, der die bereits 1911 begründete Zeitschrift Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung zum zentralen Periodikum des Instituts machte. Der Titel der Zeitschrift war programmatisch für die inhaltliche Ausrichtung des Instituts: die Erforschung der Geschichte des Marxismus und politisch-ökonomische Gegenwartsforschung im Sinne des Marxismus. 1929 übernahm Max Horkheimer das Direktorat. Die interdisziplinäre Programmatik des Instituts, die heute als »Kritische Theorie der Frankfurter Schule« bezeichnet wird, entwickelte sich vom orthodoxen Marxismus hin zu einer sozialphilosophisch ausgerichteten Gesellschaftskritik. Der öffentlichen Wahrnehmung dieses Wandels diente das neue Publikationsorgan: die Zeitschrift für Sozialforschung, die von 1932 bis 1941/42 erschien.

Exil

Als das Frankfurter Institut im Juli 1933 von der Gestapo wegen »staatsfeindlicher Bestrebungen« geschlossen wurde, war es längst nach Genf umgezogen und die meisten Mitarbeiter:innen waren auf dem Weg, Europa zu verlassen. 1934 siedelte das Institut nach New York über und kam in den Räumen der Columbia University unter. In dieser Zeit erforschte das Institut unter anderem den Aufstieg des Nationalsozialismus und wandte sich der Autoritarismusforschung, der Antisemitismusanalyse und dem Kampf gegen den Faschismus zu. Einschlägige Werke aus dieser Zeit sind die sozialphilosophische Dialektik der Aufklärung (1944) und die soziologisch-empirische Studie The Authoritarian Personality (1950) aus der Reihe Studies in Prejudice, deren Mitherausgeber Horkheimer war.

Wiedereröffnung

1949 kehrte das IfS auf die Bemühungen der Stadt Frankfurt und des Landes Hessen hin nach Frankfurt zurück,1950 wurde es als private Stiftung mit öffentlichen Mitteln wiedererrichtet. Zunächst richtete sich das Institut in den Kellerräumen des alten und inzwischen ausgebombten ersten Institutsgebäudes ein, 1951 fand die Einweihung des neuen Gebäudes auf dem heutigen Grundstück statt. Unter den Direktoren Max Horkheimer und Theodor W. Adorno stand die Forschung der Nachkriegszeit im Zeichen der Demokratisierungsbemühungen; das IfS führte umfassende Studien zur Demokratisierung und der politischen Bildung in Westdeutschland durch. Vor diesem Hintergrund siedelte sich auch die soziologische Lehre ­­– die Soziologie galt dem IfS als Demokratisierungswissenschaft – am Institut an, bis ein Studiengang der Soziologie an der Frankfurter Universität eingerichtet wurde. Die Buchreihe Frankfurter Beiträge zur Soziologie fungierte in dieser Zeit als Publikationsorgan. Unter den folgenden Direktoren Gerhard Brandt und Ludwig von Friedeburg wandte sich die Forschung am Institut verstärkt der Industrie- und Arbeitssoziologie sowie der Bildungssoziologie zu. Seit den 1970ern Jahren findet am IfS reine Drittmittelforschung statt.

Gegenwart

Von 2001 bis 2018 war Axel Honneth Direktor des IfS. In dieser Zeit galt die programmatische Ausrichtung wieder stärker der Sozialphilosophie unter Beachtung sozialempirischer Forschungsergebnisse. Seither sind die Publikationsorgane des IfS die Zeitschrift WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung sowie die Buchreihe Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie. Seit 2021 ist Stephan Lessenich Direktor.