IfS Aus der Reihe
3 (November 2024)
Handeln in einer schlechten Welt. Zur Kritik im Handgemenge
Die gesellschaftlichen Verhältnisse als unhaltbar auszuweisen, gehört seit eh und je zum guten Ton der Kritischen Theorie. Dass sie deswegen ein unproblematisches Verhältnis zur praktischen Gesellschaftskritik hätte, wird man allerdings nicht behaupten können. Die vielfältigen Orte der Kritik an den Verhältnissen – eben nicht nur in der Akademie, sondern auch im Alltag, auf der Arbeit, als Aktivismus – machen der wissenschaftlichen Kritikproduktion durchaus zu schaffen. Indem dieses Buch einige außerakademische Orte gesellschaftskritischer Praxis besucht, stellt es sich der Frage, wo und wie sich Theorie und Praxis wechselseitig stärken können. Für kritische Gesellschaftstheorie im Handgemenge bedeutet das, beweglich zu bleiben und sich von der Praxis der Kritik inspirieren und irritieren zu lassen. So schonungslos sich Kritische Theorie gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen zeigt, so ungeschützt müsste sie sich auch einer praktisch gewordenen Kritik stellen. Im Wissen darum, dass letztlich beide das Gleiche wollen: dass es anders wird.
Mit Beiträgen von Ina Braune, Mirko Broll, End Fossil: Occupy! Frankfurt, Christina Engelmann, Eva Fleischmann, Sabine Flick, Lisa Yashodhara Haller, Alexander Herold, Janina Hirth, Alexander Kern, Geoffroy de Lagasnerie, Martin Lechner, Stephan Lessenich, Robin Mohan, Janina Puder, Lena Reichardt, Sarah Speck, Jenny Stupka.
Weitere Informationen finden sich auf der Verlagsseite.
2 (Februar 2024)
Gesellschaften unter Handlungszwang
Existenzielle Probleme, Normalität und Kritik
Klimawandel, Armutsmigration, Krieg: Wir stehen vor einer ganzen Reihe existenzieller Probleme, die spätmoderne Gesellschaften ebenso herausfordern wie deren Gesellschaftswissenschaften – und beide allem Anschein nach überfordern. Der Band fragt danach, wie der Problemschwere zunächst wissenschaftlich, sodann aber auch gesellschaftlich überhaupt Rechnung zu tragen wäre: Was bräuchte es, um den existenziellen Charakter von Problemen zu realisieren, also zum einen zu erkennen, zum anderen aber auch zur Leitlinie des eigenen Handelns zu machen? Was verhindert die so verstandene Realisierung der großen Fragen unserer Zeit? Und wie wäre es um die überkommenen Formen gesellschaftlicher Normalitätsproduktion bestellt, wenn existenzielle Probleme als solche anerkannt und angegangen würden? Das Buch ist als Debattenband konzipiert, in dem die Herausgeber auf kritische Repliken zu ihren jeweiligen Positionen gemeinsam Stellung beziehen.
Mit Beiträgen von Christine Hentschel, Susanne Krasmann, Henning Laux, Stephan Lessenich und Thomas Scheffer.
Herausgeber:innen
Stephan Lessenich ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesellschaftstheorie und Sozialforschung und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main.
Thomas Scheffer ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Interpretative Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main.
1 (Juli 2022)
Im Sinne der Materialität | In the Sense of Material Reality
Film und Gesellschaft nach Siegfried Kracauer | Film and Society after Siegfried Kracauer
Siegfried Kracauers Filmtheorie ist mehr als eine Theorie des Films. Indem er den Film als wesentliches Reflexionsmedium der Wirklichkeit begreift, entwickelt Kracauer eine zugleich gesellschaftstheoretische, ästhetische und kulturtheoretische Perspektive auf die sozialen und politischen Fragen seiner Zeit. Im Film vermitteln sich für ihn sowohl ideologische Tagträume als auch emanzipatorische Prozesse gesellschaftlicher Selbstaufklärung. Heute »mit Kracauer« ins Kino zu gehen, bedeutet demnach, die ästhetische Erfahrung des Films nicht nur als massenkulturelle Zerstreuung, sondern auch als Hervorbringung eines kritischen Sinns zu begreifen: eines Sinns für die materielle Wirklichkeit und die in ihr schlummernden Befreiungspotenziale. Die Beiträge des Bandes knüpfen in diesem Sinne an Kracauers film- und gesellschaftskritisches Denken an.
Siegfried Kracauer’s film theory is more than a theory of film. By understanding film as essentially a medium of the reflection of reality, Kracauer develops a perspective on the social and political issues of his time that is at once social-theoretical, aesthetic, and cultural. For him, film conveys both the ideological daydreams and emancipatory processes of social self-enlightenment. Going to the movies today »with Kracauer« thus means understanding the aesthetic experience of film not only as a mass cultural diversion, but also as the production of a critical sense: a sense for material reality and the potentials for liberation that lie dormant within it. Each of the contributions to this volume tests and explores this sense of Kracauer’s critical thinking on film and society.
Mit Beiträgen von / Contributions by: Steffen Andrae, Lena Appel, Daniel Fairfax, Anne Gräfe, Louis Hartnoll, Leonie Hunter, Juliana Müller, Nora Neuhaus, Anneliese Ostertag, Claudia Young-joo Park, Almut Poppinga, Heide Schlüpmann, Jochen Schuff, Sebastian Staab, Felix Trautmann, Franziska Wildt
Herausgegeben vom Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main. Gegründet und eröffnet in den Jahren 1923/24, steht das IfS seither für eine kritische Theorie der Gesellschaft, die den herrschenden sozialen Verhältnissen den Spiegel ihrer uneingelösten Möglichkeiten vorhält. Es begreift sich als ein Ort kooperativer, öffentlicher und intervenierender Gesellschaftswissenschaft.
Herausgeber:innen
Leonie Hunter hat Politische Philosophie und Theorie in Zürich, New York und Frankfurt am Main studiert und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Praktische Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. 2022 hat sie die Dissertation »Das Drama im Politischen« abgeschlossen, eine politische Lektüre der Hegelschen Poetik, die sie am Institut für Sozialforschung und an der École Normale Supérieure in Paris verfasst hat. Sie ist als Botschafterin für die »Society for Women* in Philosophy« tätig und leitet seit 2018 gemeinsam mit Felix Trautmann den Arbeitskreis »Ästhetik und Medienkultur« am Institut für Sozialforschung.
Felix Trautmann ist seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung. In den Jahren 2019-2021 war er zudem Gast- und Vertretungsprofessor an der HfG Offenbach und der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der politischen Philosophie, Ästhetik und Gesellschaftstheorie. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen: (Hg. mit dem Künstlerduo Democracia) »We protect you from yourselves«. »The Politics of Policing« (Madrid 2018); »Das Imaginäre der Demokratie. Politische Befreiung und das Rätsel der freiwilligen Knechtschaft« (2020 Konstanz).