Stephan Voswinkel | Arbeitssoziologie und Gesellschaftstheorie. Perspektiven der Arbeitssoziologie 2

Der Beitrag stellt einige Überlegungen zum Verhältnis von Arbeit und Gesellschaft vor. Er will damit zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Arbeitssoziologie und Ge-sellschaftstheorie beitragen. Im Sinne eines kritisch-reflexiven Eklektizismus verbindet er marxistische und anerkennungstheoretische mit Theorieelementen funktionaler Diffe-renzierung und kultursoziologischen Einsichten. Wenngleich die Arbeit in einer kapita-listischen funktional differenzierten Gesellschaft als Lohnarbeit positioniert ist, plädiert der Beitrag doch zugleich für einen erweiterten Arbeitsbegriff und damit für ein Verständ-nis der Arbeitssoziologie als einer Querschnittssoziologie. Arbeit ist stets eingebettet in Kulturen der Arbeit und in eine moralische Ökonomie. Notwendig ist eine stärkere wech-selseitige Bezugnahme von Arbeitssoziologie und Soziologie sozialer Ungleichheit. Das macht eine Reflexion über den Stellenwert des »Klassen«konzepts erforderlich. Der Auf-satz plädiert für einen doppelten Klassenbegriff – im Sinne einer Entkopplung des Ver-ständnisses als Widerspruch von Kapital und Arbeit von einer sozialstrukturellen Kate-gorie. Mit dem »sozialen Wert der Arbeitskraft« wird ein Konzept zur Vermittlung von Anerkennungskategorien und intersektionalen Einsichten in das Verhältnis von Kapital und Arbeit vorgeschlagen. Subjekte werden als soziale Akteur_innen an der Grenze der Systeme betrachtet, die in ihrer Identitätsarbeit und Praxis verschiedene Perspektiven, Logiken und Anforderungen verarbeiten. Der Beitrag führt so die im IfS Working Paper Nr. 13 begonnene Diskussion über Perspektiven der Arbeitssoziologie fort.

Ausgabe
14 (April 2021)
ISSN
2197–7070