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Die Kunst der Gegenuntersuchung
Die Pluralität und Offenheit demokratischen Zusammenlebens wurden in den letzten drei Jahrzehnten in Deutschland durch eine Vielzahl rechter, meist rassistisch und antisemitisch motivierter Gewaltverbrechen in Frage gestellt. Die strafrechtliche Aufklärung und die politische Prävention solcher Taten sowie das öffentliche Gedenken der Opfer sind für das zukünftige gesellschaftliche Zusammenleben insofern von großer gesellschaftspolitischer und ethischer Bedeutung. Doch was, wenn die Gewalt selbst auf staatliches Handeln, auf die Mitwirkung und Ignoranz der Zivilgesellschaft oder auf Behördenversagen zurückzuführen ist? Im Fall der NSU-Mordserie und anderer rechtsextremistischer Gewalttaten der letzten Jahre waren es vor allem politische Initiativen und Solidaritätsbewegungen, die sich den mangelhaften strafrechtlichen Ermittlungen und der fehlenden zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung gewidmet haben. In diesem Zusammenhang steht auch eine Reihe bemerkenswerter künstlerischer Arbeiten, die konkrete Gewalttaten und ihre Nachwirkung aufarbeiten.
Das Projekt begreift diese Arbeiten als Methode der künstlerischen Gegenuntersuchung, die durch die Aneignung rechtlicher und wissenschaftlicher Verfahren im Kontext der Kunst neue Erkenntnisse zu den jeweiligen Tathergängen hervorgebracht und zugleich die juridischen und parlamentarischen Verfahren der Aufarbeitung kritisch in den Blick genommen haben. Ausgehend von einzelnen Kunstwerken und Kunstprojekten (u.a. zum NSU-Komplex) sowie durch eine fokussierte Bezugnahme auf den Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 sollen die erkenntniskritischen und demokratietheoretischen Aspekte künstlerischer Gegenuntersuchungen in den Blick genommen und ihr Potential, den Diskurs über rechte Gewalttaten zu aktivieren, untersucht werden.
Mitantragstellerin und Projektbearbeitung (extern):
Prof. Dr. Marie-Hélène Gutberlet
Hochschule für Gestaltung Offenbach
Schlossstraße 31
D 63065 Offenbach
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