Die Modernität der freiwilligen Knechtschaft. Eine kritische Edition und rezeptionsgeschichtliche Neubewertung von Étienne de La Boéties »Discours de la servitude volontaire«

Der »Discours de la servitude volontaire« von Étienne de La Boétie (1530-1563) gehört zu den erstaunlichsten politischen Texten der Neuzeit. Mit der Rede von einer »freiwilligen Knechtschaft« formuliert er einen ganz neuen und eigenwilligen Ansatz der Herrschaftskritik. Seine Gedanken zu Emanzipation und politischer Aufklärung zeugen von einem bereits äußerst modernen Verständnis von Herrschaftsformationen und Machtdynamiken.

Neben einer Neuedition und kritischen Kommentierung des Textes (erscheint im Verlag Felix Meiner) befasst sich das Forschungsprojekt mit den zwei wichtigsten deutschsprachigen Auseinandersetzungen mit La Boétie: zum einen im Zuge der Aufklärung durch den deutschen Jakobiner Johann B. Erhard (1766-1827) sowie zum anderen im Anarchismus und im Kontext der Münchner Räterepublik bei Gustav Landauer (1870-1919).

Ausgehend von dem Umstand, dass La Boétie für Erhard und Landauer jeweils im Zuge einer politischen Umbruchsphase – der Französischen Revolution 1789 bzw. der Novemberrevolution 1918/19 in Deutschland – eine wichtige Rolle gespielt hat, verfolgt das Projekt die Frage von der ‚Modernität der freiwilligen Knechtschaft‘ auch für gegenwärtige gesellschaftspolitische Transformationsprozesse (im Bereich der Lohnarbeit, der sozialen Herrschaft und des neuen Autoritarismus).

Antragsteller:in
Projektbearbeitung