Die »Heimkehrerstudien« des Instituts für Sozialforschung Eine soziologiegeschichtliche Untersuchung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Öffentlichkeit und gesellschaftlicher Demokratisierung in der frühen Bundesrepublik
Das Projekt widmet sich den sogenannten »Heimkehrerstudien«, die das IfS von 1956 bis 1959 durchführte. Im Mittelpunkt dieser Studien stand eine von der Bundeszentrale für Heimatdienst (heute: Bundeszentrale für politische Bildung) beauftragte Untersuchung des politischen Bewusstseins ehemaliger Kriegsgefangener, die im Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands (VdH) organisiert waren. Diese Studie, eine der umfangreichsten empirischen Erhebungen der jungen bundesrepublikanischen Soziologie, sollte Hinweise darauf liefern, mit welchen pädagogischen Mitteln die zurückgekehrten Kriegsgefangenen demokratisiert werden könnten. Allerdings verhinderte der VdH die Publikation der Studienergebnisse, die bis heute selbst Expert:innen kaum bekannt sind.
Ziel des Vorhabens ist zunächst eine Edition der Studienergebnisse sowie begleitender Materialien, die die Projektgeschichte von der Anbahnung bis zur Verhinderung der Publikation nachvollziehbar machen (etwa Briefe, Memoranden und Gesprächsprotokolle). Darauf aufbauend geht das Projekt der Frage nach, welche Erkenntnisse sich vor diesem Hintergrund über die Rolle der Soziologie in gesellschaftlichen Konflikten um die Demokratisierung der frühen Bundesrepublik gewinnen lassen. Mit einer Verbindung von Soziologiegeschichte und historischer Gesellschaftsanalyse will das Projekt Erkenntnisse über die (frühe bundesrepublikanische) Soziologie als Praxisfeld gewinnen, das an Konflikten um die Demokratisierung der postnationalsozialistischen westdeutschen Gesellschaft konstitutiv beteiligt war.