Martes

Insitut für Sozialforschung

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Marcel Stoetzler im Gespräch mit Christine Achinger, Matthew Bolton und Werner Bonefeld

Der Sammelband Critical Theory and the Critique of Antisemitism zeigt, wie kritische Theorie sich von herkömmlichen sozialistischen oder liberalen Kritiken des Antisemitismus unterscheidet. Kritische Theorie kritisiert den Antisemitismus in dessen Verwobenheit mit anderen Aspekten der modernen kapitalistischen Gesellschaft, die wiederum von traditionellen Theorien oft unhinterfragt gelassen oder nur beiläufig zum Gegenstand der Kritik gemacht werden. Dies betrifft unter anderem Fragen von Identität,  Nation, Rassismus und  Sexualität. Die Aufsätze des Bandes untersuchen die antisemitismuskritischen Texte der Frankfurter Schule und legen dabei die Verbindungen zu anderen virulenten gesellschaftlichen Fragen offen, wie etwa zum Rassismus im weiteren Sinne, dem Patriarchat, dem Staat sowie den Dynamiken der sich stets verändernden kapitalistischen Produktionsweise.

Um auch praktisch Wirkung zu entfalten, bringt er interdisziplinär arbeitende Wissenschatler:innen und Aktivist:innen zusammen, die die kritische Theorie nutzen, um rechte wie linke Formen des Antisemitismus zu analysieren. Diese entwickeln in ihrer Antisemitismuskritik auch eine Kritik des Kapitalismus, indem sie fragen: Warum scheint die kapitalistische Gesellschaft stets Antisemitismus zu produzieren? Und wie können wir dem begegnen?

In einer Zeit, in der der Populismus international neue Spielarten des Antisemitismus hervorgebracht hat, stellt der Band eine wichtige Ressource dar, um die ungebrochene Relevanz der kritischen Theorie der Frankfurter Schule für den Kampf gegen Antisemitismus heute aufzuzeigen.

Bei der Veranstaltung werden die Hauptthemen des kürzlich erschienenen Sammelbandes Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023 vorgestellt und diskutiert. Vier Autor:innen, darunter der Herausgeber sowie der Herausgeber der Reihe Critical Theory and the Critique of Society, in der Band publiziert wurde, werden in je fünfzehnminütigen Beiträgen ihr Hauptargument sowie der Argumente des gesamten Buches vorstellen. Zudem wird es zwei Kommentator:innen (tba) und mehrere fünfminütige online-Inputs anderer Autor:innen geben.

Für die Teilnahme wird um eine Anmeldung bis zum 05.12.24 per Mail an anmeldung@ifs-frankfurt.de gebeten. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, ob Sie vor Ort oder per Zoom teilnehmen möchten.

Christine Achinger ist Associate Professor of German Studies an der University of Warwick und derzeit Fellow am Institut für Sozialforschung.

Matthew Bolton ist Post-doctoral Research Fellow an der Queen Mary University of London.

Werner Bonefeld ist Professor Emeritus am Department of Politics and International Relations der University of York und Mitherausgeber der Reihe Critical Theory and the Critique of Society.

Marcel Stoetzler ist Senior Lecturer für Soziologie an der Bangor University, Horkheimer Fellow am Institut für Sozialforschung und Herausgeber des Sammelbandes Critical Theory and the Critique of Antisemitism.

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Critical Theory and the Critique of Antisemitism uncovers how critical theory differs from mainstream socialist or liberal critiques of antisemitism, as it frames its rejection of antisemitism in the critique of other aspects of modern capitalist society, which traditional theories leave unchallenged or critique only in passing. Amongst others, these include issues of identity, nation, race, and sexuality. In exploring the Frankfurt School's writings on antisemitism therefore, the chapters in this book reveal connections to other pressing societal issues, such as racism more broadly, patriarchy, statism, and the societal dynamics of the ever-evolving capitalist mode of production.
Putting the theory to practice, this volume brings together interdisciplinary scholars and activists who employ critical theory to scrutinise right- and left-wing manifestations of antisemitism. They develop, in their critique of antisemitism, a critique of capitalism, as the authors ask: why does modern capitalist society seem bound to produce antisemitism? And how do we challenge it?
At a time when the rise of populism internationally has brought with it new strains of antisemitism, this is an essential resource that demonstrates the continuing relevance of the critical theory of the Frankfurt School for the struggle against antisemitism today.
The event will introduce main themes from the recently published edited volume Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023. Four contributors, including the editor of the volume and one of the editors of the series Critical Theory and the Critique of Society in which the book was published will each give fifteen-minute presentations of their main arguments, and those of the book as a whole. There will be two discussants (tbc) and several five-minute online presentations by other contributors to the volume (tbc), either in real-time or pre-recorded.

To participate in the event please register untill December 5th via the following e-mail address: anmeldung@ifs-frankfurt.de. It is possible to participate via zoom. Please let us know in that case.

Christine Achinger is Associate Professor of German Studies at the University of Warwick and currently Fellow at the Institute for Social Research.

Matthew Bolton is a Post-doctoral Research Fellow at the Queen Mary University of London.

Werner Bonefeld is Professor Emeritus at the Department of Politics and International Relations of the University of York and one of the editors of the series Critical Theory and the Critique of Society.

Marcel Stoetzler is Senior Lecturer in Sociology at Bangor University, Horkheimer Fellow at the Institute for Social Research and editor of the volume Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023.

 

Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum SH 1.108

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Greta Wagner (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) spricht über »Selektive Solidaritäten. Konzeptionelle Überlegungen zu Grenzen des Helfens«. Eva Fleischmann (Institut für Sozialforschung) wird den Vortrag kommentieren.

Im Kontext der multiplen Krisen der letzten Jahre haben Fragen danach, wem Solidarität zuteil wird und wer von exklusiven Solidaritäten ausgeschlossen ist, eine besondere Dynamisierung erfahren. Diese Krisen haben Leidende und Zeuginnen von Leid hervorgebracht, politische Gemeinschaften (re-)produziert und humanitäre Verpflichtungen und ihre Grenzziehungen zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung werden lassen. Im Zuge dessen wurden Solidaritäten eingefordert, aufgekündigt und neu definiert, während zugleich Abhängigkeiten und Vulnerabilitäten von potenziell Helfenden wie Hilfsbedürftigen verstärkt ins Bewusstsein gerückt sind. Doch auch wenn das Füreinander-Einstehen mit dem Anspruch stattfindet, exkludierende Grenzen zu überschreiten, so bleiben Solidaritäten in der Praxis des sich Organisierens oder Helfens in der Regel partikular - und genau darin liegt auch ihr transformatives Potential. Wie aber werden die Grenzen der Solidarität gezogen, verhandelt und beurteilt? Im Vortrag werden konzeptionelle Überlegungen zur empirischen Erforschung selektiver Solidaritäten präsentiert.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.

Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Jueves – Viernes

Goethe-Universität Frankfurt a. M. Campus Bockenheim, Mertonstraße 17–21, Hörsaalgebäude, Raum H 14

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Karl Heinz Haag

Seine Lehrveranstaltungen vermittelten Generationen von Studierenden Kenntnisse, die für ein Philosophiestudium und ein kritisches Studium der Soziologie einmal unabdingbar waren. Der vor hundert Jahren im Frankfurter Vorort Höchst geborene Karl Heinz Haag entstammte einer Handwerkerfamilie, legte in Sankt Georgen, der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt Oberrad, sein Philosophicum ab und war nach Dissertation und Habilitation enger Mitarbeiter von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Er gehörte in den Kreis derer, auf den die Zurückgekehrten all ihre Hoffnung setzten. »Seien Sie davon überzeugt«, schrieb ihm Horkheimer, »dass unsere Verbindung zum Schönsten gehört, was mir an der Universität seit meiner Ankunft aus Amerika widerfahren ist.«

Haag gab seine Professur 1971 auf und widmete sich ganz der philosophischen Forschung. Die Distanz zum technokratisch verregelten Hochschulbetrieb verschaffte ihm die Freiheit, sich Grundlagenproblemen der Kritischen Theorie zuzuwenden. Metaphysik als rationale Weltauffassung, lautet sein unzeitgemäßer Anspruch, dem diese Veranstaltung nachspüren wird.

Frau Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, wird die Veranstaltung eröffnen.  Ein Grußwort wird der Direktor des Instituts für Sozialforschung, Stephan Lessenich, sprechen.

 

Es referieren:

Günther Mensching, Die nominalistische Wende der Aufklärung und Haags metaphysische Begründung der Kritischen Theorie

Stephan Herzberg, Die Bedeutung von Scholastik und Neuscholastik für Haags Metaphysik

Hermann Kocyba, Wesenslogik und Gesellschaftskritik. Karl Heinz Haag und Hans-Jürgen Krahl

Wolfgang Bock, Negative Metaphysik bei Haag

Mathias Jehn, Zur Einordnung des Nachlasses von Karl Heinz Haag in der Universitätsbibliothek Frankfurt

Friderun Fein, Erinnerungen an einen von der Bildfläche Verschwundenen

Peter Kern, Kritik der Religionskritik und Begründung einer politischen Ökologie. Zu Haags Wesensbegriff

André Möller, Adorno im Café Anna Blume, Haag in Frankfurt-Höchst. Kritische Theorie als para-akademische Praxis

 

Zu jedem Vortrag ist ein Co-Kommentar und eine anschließende Diskussion vorgesehen.

Weitere Informationen unter: karl-heinz-haag.de

Viernes

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Ponencias Adorno

Ponencias Adorno

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

Jueves

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Ponencias Adorno

Ponencias Adorno

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

 

Miércoles

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Ponencias Adorno

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Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

Viernes – Sábado

Institut für Sozialforschung

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Symposium am 15./16. November 2024
Vorträge – Workshops – Diskussionen – Austausch


Wir diskutieren zu den Themen: Lebendige Arbeit, freie Zeit – wo steht die Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung? Politische Bildung, Lernen und Erfahrung – ein Blick zurück nach vorn. Arbeit(slosigkeit) und Emanzipation – ein solidarisches Streitgespräch! Proletarische Öffentlichkeit - (k)ein Konzept für heute? Organizing mit Oskar – wie sieht es in der gewerkschaftlichen Praxis aus?

Referent:innen und Beitragende: Joachim Beerhorst, Torsten Bewernitz, Michael Buckmiller, Miriam Bürger, Julika Bürgin, Slave Cubela, Marvin Hopp, Stefanie Hürtgen, Michael May, Nicole Mayer-Ahuja, Robin Mohan, Alexander Neumann, Jörg Reitzig, Harald Rein, Nurgül Senli, Stefan Schoppengerd, Wolfgang Völker, Lothar Wentzel und Hanns Wienold.

Veranstalter: Institut für Sozialforschung, Arbeitskreis Arbeit Gesellschaft Natur; Arbeitsgemeinschaft für politische Bildung (mit den Zeitschriften express und Widersprüche sowie dem ›sozialistischen Büro‹); Heinrich-Böll-Stiftung Hessen; Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Frankfurt-Rhein-Main; lea gemeinnützige bildungsgesellschaft mbH der GEW Hessen; Arbeitskreis Arbeitskämpfe in der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung (AkG); Haus am Dom Frankfurt am Main; Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Rückfragen an
Torsten Bewernitz torsten.bewernitz@uni-muenster.de oder
Stefanie Hürtgen huertgen@soz.uni-frankfurt.de

Anmeldung bei
Carolin Mauritz C.Mauritz@em.uni-frankfurt.de

 
Martes

autorenbuchhandlung marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Arbeit ist in der Theorie der Frankfurter Schule zugleich zentral und randständig in ihrer Bedeutung: Zentral, da die Arbeiter:innenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ihren Ausgangspunkt darstellt. Marginal, da die Autoren des Instituts für Sozialforschung Arbeit nicht ins Zentrum ihrer Theoriebildung stellten. Selbst dort, wo Theodor W. Adorno, Max Horkheimer oder Erich Fromm unmittelbar auf die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx aufbauen, kommt es nicht zu einer systematischen Analyse von Arbeitsverhältnissen. Dennoch ist die kapitalistische Gesellschaft Gegenstand ihrer Analysen, und deren Umwälzung Ziel ihrer Kritik. Damit haben sie heutigen sozialwissenschaftlichen, philosophischen oder feuilletonistischen Debatten um die Arbeitsgesellschaft etwas voraus.
Den Arbeitsbegriff der Kritischen Theorie rekonstruiert der Sammelband in kuratierten Beiträgen, die sich der Arbeitsweise des Instituts, den Schriften der einzelnen Mitglieder und angrenzender kritischer Theoretiker und Theoretikerinnen widmen. Entlang der Konzepte Naturbeherrschung, Entfremdung und Verdinglichung lassen sich die Artikel, Essays und Interviews verknüpfen zu einer Rekonstruktion kritischer Arbeitsforschung heute.

Hintergrund des Gesprächs bildet der von Philipp Lorig, Virginia Kimey Pflücke und Martin Seeliger herausgegebene Sammelband Arbeit in der Kritischen Theorie. Zur Rekonstruktion eines Begriffs, der 2024 im Mandelbaum Verlag erschienen ist.

Alexandra Ivanova ist Doktorandin am Institut für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Virginia Kimey Pflücke habililtiert am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Arbeitssoziologie an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus.

Marcel Stoetzler ist Senior Lecturer für Soziologie an der Bangor University, UK, und Horkheimer Fellow am Institut für Sozialforschung.

Stephan Voswinkel ist Soziologe und Permanent Fellow am Institut für Sozialforschung.

 

Viernes – Domingo

Hanau, Frankurt am Main, Offenbach

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Asamblea

mit Filmen, Gästen und Gesprächen

 

Organisiert vom Projekt »Die Kunst der Gegenuntersuchung«

Im Dunkeln sehen heißt innehalten, sich einlassen, den Augen Arbeit zumuten; heißt die Dinge in einem anderen Licht sehen, Gewohnheiten und Perspektiven überdenken, nochmal hinschauen, zuhören, nachfragen.

IM DUNKELN SEHN befragt in einem erweiterten mediengesellschaftlichen Rahmen die künstlerisch und filmisch formulierte Kritik an den Ermittlungen von rechtsextremen Gewalttaten in Deutschland seit den 1960er-Jahren und an der tatenlosen Kultur der Gleichgültigkeit.

Am 4. November 2011 hat sich der NSU selbst enttarnt und damit einen vielfachen Schock ausgelöst. Die rassistisch motivierten, rechtsextremen Morde in München, Halle und Hanau und unzählige weitere Taten wurden erst im Nachgang in ihrem tatsächlichen Ausmaß erkennbar. Künstler:innen und Filmschaffende springen immer wieder in die Bresche und beginnen dort mit ihren Mitteln zu arbeiten, wohin die Behörden nicht vordringen, wo Leugnung und Kriminalisierung der Opfer und ihrer Familien in der breiten Öffentlichkeit und vor Gericht vorherrschen. Sie legen eine »Inventur des Ignorierens« (Natascha Sadr Haghighian) frei, suchen alternative Formen und Perspektiven, tun sich in Ausstellungsprojekten und Netzwerken zusammen.

Im Dunkeln sehen heißt sich Erfahrungen zuwenden, die für manche offensichtlich und andere unterschwellig den Alltag prägen, heißt Strukturen aufspüren, die in Institutionen wirken, die spalten, ausgrenzen und verletzen. Im Dunkeln sehen ist aber auch ein besonderes Angebot des Films: im Kino spannt sich ein Raum der Auseinandersetzung, der Hinwendung und Distanzierung auf; hier im Dunkeln sehen und hören wir konzentrierter zu, finden Zeit für neue Fragen, nehmen Kritik und alternative Gestaltungskräfte wahr.

Wir laden ein, gemeinsam Filme zu sehen, zu diskutieren und nachzudenken. Es kommen die Filmemacher:innen Hatice Ayten, Aysun Bademsoy, Cana Bilir-Meier, Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian und Julian Vogel; als weitere Gäste kommen Kathrin Brinkmann, Annett Busch, Daniel Fairfax, Duygu Gürsel, Angelika Levi, Luise Schröder, Vassilis Tsianos, u.a.

 

v.l.n.r. Tiefenschärfe (Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, 2017), Hausordnung (Želimir Žilnik, 1975), Töchter zweier Welten (Serap Berrakkarasu & Gisela Tuchtenhagen, 1991), Gurbet is a home now (Pınar Öğrenci, 2021), Ohneland (Hatice Ayten, 1995), © die Filmemacher*innen

 

PROGRAMM

Freitag, 8. November 2024, Kinopolis Hanau

18h: Spuren – Die Opfer des NSU (Aysun Bademsoy, 2019)

Filmgespräch mit der Regisseurin und weiteren Gästen, anschließend Empfang.

Samstag, 9. November 2024, HfG Offenbach (Aula)

9h30 – 20h: Filme von Hatice Ayten, Serap Berrakkarasu und Gisela Tuchtenhagen, Cana Bilir-Meier, Mareike Bernien und Alex Gerbaulet, Sefa Defterli, Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian, Navina Sundaram, Želimir Žilnik, u.a.; Screenings mit Gesprächen und Beiträgen der Filmemacher:innen und weiterer Gäste; Info- und Leseraum.

Sonntag, 10. November 2024, Frankfurt

11h30 Kino im DFF: Former East / Former West (Shelly Silver, 1990), Filmgespräch mit Angelika Levi u.a.

14h00 Mal Seh’n Kino: Ausschnitte aus Einzeltäter Teil 3: Hanau (Julian Vogel, 2023), Werkstattgespräch mit Filmteam und Akteur:innen vor und hinter der Kamera

19h00 Pupille – Kino in der Uni: Lehrerzimmer (Ilker Çatak, 2023)

Alle Filme in Originalfassung, zu weiten Teilen mit englischen Untertiteln

Das vollständige Programm folgt in Kürze.

 

IM DUNKELN SEHN ist eine Veranstaltung des Projekts Die Kunst der Gegenuntersuchung (HfG Offenbach und IfS Frankfurt). Seit 2023 arbeiten Marie-Hélène Gutberlet (HfG Offenbach), Felix Trautmann und Franziska Wildt (beide IfS) gemeinsam mit Arman Manafpour-Ossaloo, Johanna Schlegel, Anna Schlote und Faina Yunusova zu künstlerischen Untersuchungen rechter Gewalttaten in Deutschland.

Das Projekt »Die Kunst der Gegenuntersuchung« wird gefördert von der VolkswagenStiftung.

IM DUNKELN SEHN wird gefördert von HessenFilm&Medien, vom Kulturamt der Stadt Frankfurt sowie vom Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau.

Jueves

Institut für Sozialforschung

Climate change is not only about the exhaustion of the planet, it’s about the exhaustion of so many of us, our lives, our worlds, even our minds. So, what is to be done? To answer this question, Ajay Singh Chaudhary brings together both the science and the politics of climate change. He shows how a new politics particular to the climate catastrophe demands a bitter struggle between those attached to the power, wealth, and security of “business-as-usual” and all of us, those exhausted, in every sense of the word, by the status quo. With Stefanie Hürtgen we will discuss these extractive circuits, as Ajay calls them: The permanent increase and capitalist appropriation of both, ecological and social energy. We will critically elaborate on labor and what is widely known in our times as “the” economy. Is the political subjectivity of exhaustion that Ajay outlines a starting point for the necessary fundamental changes?

Ajay Singh Chaudhary is the executive director of the Brooklyn Institute for Social Research, New York, and a core faculty member specializing in social and political theory.

Stefanie Hürtgen is Associate Professor at the Department of Sociology and Social Geography at the University of Salzburg and Permanent Fellow of the Institute of Social Research.

The event is held in English.

Viernes – Viernes

Institut für Sozialforschung

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Podiumsdiskussion des Arbeitskreises Kritische Bildungsforschung mit Sabine Andresen (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), Julika Bürgin (Hochschule Darmstadt), Eva Berendsen (Bildungsstätte Anne Frank) und Gwendolin Ott (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Moderation: Rita Casale (Bergische Universität Wuppertal) und Laura Hanemann (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Jueves

Karl Marx Buchhandlung

Norma Tiedemann im Gespräch mit Bernd Belina

In Zagreb und Belgrad sind über munizipalistische Plattformen zum ersten Mal seit 30 Jahren grün-linke Kräfte in den staatlichen Institutionen Kroatiens und Serbiens vertreten. Verwurzelt sind die Formen des »neuen Munizipalismus«, die eine genuin progressive Agenda verfolgen, in sozialen Bewegungen. Norma Tiedemann arbeitet deren lange Entstehungsgeschichte im Kontext peripherer Patronagestaatlichkeit auf und begleitet die Akteur:innen auf die staatliche Ebene, wo sie mit den von Korruption und patronageförmiger Herrschaft durchzogenen Apparaten konfrontiert sind. Mit ihrer un/gehorsam-demokratischen Praxis ringen die Plattformen um die Etablierung bürgerlich-liberaler Demokratie und verteidigen darüber hinaus die Idee, dass Menschen sich selbst regieren können und sollten.

Jueves – Sábado

Studierendenhaus Bockenheim

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Vor 25 Jahren wurde mit der Verabschiedung der Bologna-Erklärung ein Prozess angestoßen, der das Studieren in Deutschland radikal verändert hat. Das Studium wurde zum Kompetenzerwerb, die Studierenden zu Humankapital und die Bildung zur Halbbildung degradiert. Ein Vierteljahrhundert später sind die Proteste gegen diese Entwicklung weitestgehend versiegt. Die neoliberale Umstrukturierung der Hochschullandschaft scheint unverrückbar und unhinterfragbar.

Im September erschien der Sammelband »Organisierte Halbbildung. Studieren 25 Jahre nach der Bologna-Reform«, der sich aus der Perspektive von Studierenden kritisch mit den gegenwärtigen Studienbedingungen auseinandersetzt. Auf der Konferenz werden Autor*innen ihre Beiträge, Thesen und Themen vorstellen, ergänzt durch weitere Workshops, Podien, Performances und Vorträge. Sie alle analysieren und kritisieren die neoliberale Universität, wollen Widersprüche sichtbar machen und auch nach widerständiger Praxis über die Konferenz hinaus fragen.

Mit Ricarda Biemüller, Alex Demirović, Bafta Sarbo, Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt, Kristin Eichhorn, Raul Zelik, Simin Jawabreh, Alex Struwe, Silja Graupe, Susanne Martin, Tilman Reitz u.v.m.

Eine Programmübersicht sowie das detaillierte Programmheft können hier heruntergeladen werden

Viernes – Domingo

Studierendenhaus am Campus Bockenheim der Goethe-Universität Frankfurt, Mertonstraße 26, 60325 Frankfurt / Anreise mit ÖPNV: Bockenheimer Warte

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Das Institut für Sozial­forschung, das Kassel Institute for Sustainability, das PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konflikt­forschung, der AStA der Goethe-Uni­versität und das Offene Haus der Kulturen orga­nisieren vom 11. bis 13. Oktober 2024 die Konfe­renz »Extreme Rechte in Hessen: Ana­lysen und Gegen­strategien« im Studierenden­haus am Campus Bocken­heim in Frank­furt.

Die Konti­nuität des rechten Terrors von Kassel, Wächters­bach bis Hanau, aber auch der Erfolg der AfD bei der Landtags­wahl 2023 zeigen: die extreme Rechte in Hessen ist er­starkt. Mit der Konfe­renz bieten wir einen Ort, um in Work­shops, Podien und Key­notes eine Bestands­aufnahme vorzu­nehmen sowie über die Ideolo­gien der extremen Rechten und Gegen­strategien zu sprechen. Neben dieser wissen­schaftlichen Perspek­tive werden auch Akteur:innen aus der Zivil­gesellschaft ihre Projekte vor­stellen und so einen Ein­blick in aktuelle Auseinandersetzungen geben. Von Hessen aus richten wir in Work­shops den Blick auch auf bundes- und europa­weite Entwick­lungen Rechts­außen und deren Über­schneidungen mit der sogenannten bürger­lichen Mitte.

Lunes – Lunes

Institut für Sozialforschung

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Workshop des AK Feldforschung und des AK Ästhetik und Medienkultur mit Simon Brückner, Daniel Fairfax, Michael Karrer, Christine Moderbacher und Hanna Prenzel.

Jueves

Aula 5. Facultad de Ciencias Sociales, Universidad Nacional de Córdoba

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Sesión inaugural de la Cátedra Wallerstein. Conferencia a cargo de Stephan Lessenich: La semiperiferización de Europa

En el marco de de las I Jornadas de Sociología de la Universidad Nacional de Córdoba, la Sesión Inaugural de la cátedra Wallerstein “La semiperiferización de Europa” estará a cargo del Dr. Stephan Lessenich, Director del Institut für Sozialforschung.

Presentan
María Inés Peralta (Decana de la Facultad de Ciencias Sociales)
Marcelo Casarin (Director del Centro de Estudios Avanzados)
Pablo Vommaro (Secretario Académico de CLACSO)
Verónica Giordano (IEALC/UBA)

Coordina
Esteban Torres (UNC- CONICET)

Organizan
Consejo Latinoamericano de Ciencias Sociales
Institut für Sozialforschung
Universidad Nacional de Córdoba
Instituto de Estudios de América Latina y el Caribe
Centro de Estudios Avanzados (CEA- UNC)

Transmisión en vivo por el canal de la Facultad de Ciencias Sociales – UNC: https://www.youtube.com/c/facultaddecienciassocialesunc

Más información acerca de la Cátedra Libre Immanuel Wallerstein: https://www.clacso.org/catedra-libre-immanuel-wallerstein/

Miércoles

Institut für Sozialforschung

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Hubertus Buchstein im Gespräch mit Regina Kreide

 

Otto Kirchheimer war während seines Exils in Paris und danach in New York Mitarbeiter des Instituts für Sozialforschung. Während dieser Zeit entstanden seine bis heute rezipierten Arbeiten zum Zusammenhang von Strafvollzug und Gesellschaftsstruktur, zu Politik und Recht des Nationalsozialismus sowie Studien zum Antisemitismus. Am bekanntesten ist er bis heute jedoch in der Rollenzuschreibung des Paten des heutigen Linksschmittianismus. Auf der Grundlage von bislang unbekannten Archivmaterialen, von teils mehreren Jahrzehnten zurückliegenden Gesprächen mit Zeitzeugen sowie Neulektüren der Schriften der beider Autoren gelangt Hubertus Buchstein in seinem neuen Buch zu einem völlig anderen Urteil. Er legt dar, wie die Beziehung der beiden von einer fast 40 Jahre andauernden Feindschaft geprägt war – im politischen, im theoretischen und schließlich auch im persönlichen Sinne.

Im Gespräch mit Regina Kreide wird Hubertus Buchstein einige seiner spannendsten Archivfunde präsentieren sowie Fragen zu aktuellen Bezügen seiner theoriebiografischen Studie diskutieren.

 

Das Buch Enduring Enmity. The Story of Otto Kirchheimer and Carl Schmitt. Bielefeld: transcript 2024 erscheint am 27. Juni und ist online frei verfügbar.

 

Hubertus Buchstein ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald.

Regina Kreide ist Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Martes

PEG 1. G 150, Campus Westend

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Vortrag von Lars Meier (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Kommentiert von Thomas Scheffer (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Sábado

Campus Bockenheim

100 años de IfS

100 años de IfS

Am 22. Juni feiert das IfS ein Sommerfest mit dem Kulturcampus Open Air auf dem Bockenheimer Universitätscampus. Genau 100 Jahre nach der Eröffnung des ersten Institutsgebäudes, das am 22. Juni 1924 an der Viktoriaallee schräg gegenüber der heutigen Institutsadresse eingeweiht wurde, findet das Festival statt, auf dem der Abschluss des offiziellen Teils der 100-Jahr-Feierlichkeiten begangen wird.

Der Stand des IfS wird im Bereich Mitte zu finden sein, zwischen der Neuen Mensa und dem Juridicum. Der Stand ist auf der Karte unterhalb des Ankündigungstexts eingezeichnet.

Das IfS wird an diesem Tag einen Einblick in die Forschungspraxis geben: Eine Reihe von Kolleg:innen präsentieren ihre Projekte im Dialog und mit Gästen. An dem Infostand des IfS werden zudem Publikationen aus dem Haus präsentiert und wir sorgen mit dem ›negativen Glücksrad‹ für gute Stimmung. Auch das 1951 bezogene zweite Institutsgebäude wird seine Türen für zwei Führungen öffnen. Die Anmeldefrist zu den Führungen ist verstrichen.

Weitere Informationen zu dem Sommerfest mit dem Kinderbühnenprogramm, den Performances, Konzerten und der Party finden sich hier: https://www.kulturcampus-frankfurt.de/seiten/kulturcampus-open-air.

 

 

Institutsführungen

15:30 Maischa Gelhard/Dirk Braunstein: Führung durch das Institutsgebäude

17:30 Dirk Braunstein/Almut Poppinga: Führung durch das Institutsgebäude

Jueves

Kulturforum Hanau

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Ein Gespräch mit Seda Başay-Yıldız und Kathrin Röggla.

Der NSU-Prozess zeigt, dass das Ende eines Verfahrens nicht das Ende gesellschaftlicher Auseinandersetzung ist. Welche Ansätze der Kritik am Verfahren bleiben? Wie lässt sich gegen Unzulänglichkeiten vorgehen? Durch wen wird die Befragung fortgesetzt? Aus welcher Dringlichkeit? Mit Blick auf den NSU- Prozess und weiteren Verfahren, wie dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum rechtsterroristischen Anschlag in Hanau, werden an diesem Abend juristische und literarische Ansätze zueinander in Beziehung gesetzt.

Im Gespräch mit Seda Başay-Yıldız und Kathrin Röggla wollen wir über die Rolle der kritischen Prozessbegleitung und die Aufgabe der Nebenklage sprechen, und auch darüber, welche Möglichkeiten nach dem erklärten Ende eines Verfahrens bestehen, welche Forderungen, welche Wünsche und welche Erwartungen an die Zukunft wir haben — gegen die Gleichgültigkeit und gegen das Vergessen.

Seda Başay-Yıldız ist Rechtsanwältin. Sie war unter anderem Anwältin der Nebenklage für die Familie von Enver Şimşek im Rahmen des NSU-Prozesses und vertritt die Rechte der Familien von Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu und Gökhan Gültekin, die beim Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurden.

Kathrin Röggla ist Schriftstellerin sowie Autorin zahlreicher Hörspiele und Theatertexte. Ihr jüngster Roman Laufendes Verfahren (2023, S. Fischer Verlag) beruht auf der langfristigen Beobachtung des NSU-Prozesses am Oberlandesgericht München sowie Recherchen zu diesem.

Das Gespräch ist Teil des Projekts »Die Kunst der Gegenuntersuchung« (HfG Offenbach und Institut für Sozialforschung, Frankfurt), das künstlerische und politische Verfahren der Aufarbeitung rechter Gewalttaten adressiert.

https://www.ifs.uni-frankfurt.de/projektdetails/id-68-die-kunst-der-gegenuntersuchung.html

Viernes

Jornadas, conferencias, talleres

Jornadas, conferencias, talleres

Zur Aktualität der Herrschaftskritik von Johann Benjamin Erhard und Étienne de La Boétie

Gibt es ein Recht auf Revolution? Und wenn ja, wer ist Trägerin dieses Rechts und wie ist es begründet? Diese Fragen, die historisch bereits früh und zunächst in Bezug auf ein generelles Widerstandsrecht sowie die Rechtfertigung von Tyrannenmorden diskutiert wurden, finden in der deutschsprachigen Philosophie eine erneute Aktualität im Nachklang zur Französischen Revolution. Unter dem Eindruck der Revolution von 1789 wird nicht nur deren Praxis und Adaption diskutiert, sondern auch die herrschaftskritische Bedeutung des Naturrechts sowie neuzeitliche Konzepte der Volkssouveränität und der konstituierenden Macht wieder aufgegriffen.

Der Workshop widmet sich diesen Fragen und Themen ausgehend von dem nur wenig rezipierten, aber äußerst einflussreichen Denken Johann Benjamin Erhards und dessen Werk Über das Recht des Volks zu einer Revolution (1795), das als ein politischer Schlüsseltext der Revolutionszeit um 1800 gesehen werden kann. Erhards Deutung eines Rechts auf Revolution geht dabei eine intensive Auseinandersetzung mit der Kritik der Alleinherrschaft und der freiwilligen Knechtschaft, wie sie Étienne de La Boétie bereits im 16. Jahrhundert formuliert hat, voraus. Diese Linie der Revolutionstheorie soll im Workshop diskutiert und mit Blick auf die Gegenwart nachvollzogen werden.

Organisatorisches und Anmeldung

Die Texte, die zur Vorbereitung des Workshops dienen, werden nach Anmeldung versendet. Workshopsprache sind englisch und deutsch. Der Workshop bildet den Abschluss des durch die Gerda Henkel-Stiftung geförderten Forschungsprojekts »Die Modernität der freiwilligen Knechtschaft«.

Anmeldung bitte unter: trautmann@em.uni-frankfurt.de

Eine Onlineteilnahme an der Veranstaltung ist möglich.

Organisation: Felix Trautmann (Institut für Sozialforschung)

Programm

Einleitung: Wessen Recht, zur Überwindung von was? Erhard liest La Boétie
Felix Trautmann

Erhard im Spektrum des radikalen Kantianismus
Guido Naschert

Erhard’s Revolutionary Natural Law Theory
James A. Clarke

Erhard on Economic Injustice
Elisabeth T. Widmer

Erhard and Fichte on Revolution
Michael Nance

James A. Clarke ist Senior Lecturer an der University of York und forscht zur post-kantischen praktischen Philosophie, vor allem zum Deutschen Idealismus sowie zu Fragen der Moralphilosophie und des Naturrechts. Derzeit arbeitet er (gemeinsam mit Michael Nance) an einer englischen Übersetzung und kommentierten Edition von Erhards Revolutions-Buch.

Elisabeth T. Widmer ist Research Fellow am Philosophieinstitut der Universitetet i Oslo und Visiting Researcher an der London School of Economics. In ihrer Forschung befasst sie sich insbesondere mit sozialistischen Deutungen Kants und dem Linkskantianismus der Marburger Schule. Erhard deutet sie als Protosozialisten und sein Revolutionsbuch als Theorie der sozialen Gerechtigkeit.

Michael Nance ist Associate Professor am Department of Philosophy der University of Maryland, Baltimore County, und forscht zur deutschsprachigen politischen und Sozialphilosophie, insbesondere zu Kant, Fichte und Hegel. Derzeit arbeitet er (gemeinsam mit James A. Clarke) an einer englischen Übersetzung und kommentierten Edition von Erhards Revolutions-Buch.

Guido Naschert ist Fellow am Forschungszentrum Gotha zur Wissensgeschichte der Neuzeit. Seine Forschung widmet sich u.a. der deutschsprachigen Philosophie der Aufklärung. Er ist der Herausgeber zahlreicher Sammelbände (etwa zu Friedrich Christian Laukhard und Friedrich Breckling) sowie der Schriften von u.a. Friedrich Carl Forberg. Derzeit arbeitet er an einer Neuedition von Erhards Revolutions-Buch.

Martes

PEG 1. G 150, Campus Westend

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Serie de ponencias «Sociología crítica»

Vortrag von Doris Schweitzer (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Kommentiert von Katharina Hoppe (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Miércoles

Karl Marx Buchhandlung

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Die Entwicklung der am Institut entstandenen Kritischen Theorie ist keineswegs abgeschlossen. Als zeitgebundene Gesellschaftskritik, die in die jeweils herrschenden politischen, sozialen und kulturellen Verhältnisse interveniert, ist ihr der Gedanke eines abgeschlossenen Gedankensystems sogar ausgesprochen fremd. Dennoch markieren der Tod Theodor W. Adornos (1969), Friedrich Pollocks (1970), Max Horkheimers (1973) – um nur die wichtigsten Akteure der Nachkriegszeit zu nennen – einen Bruch in dem, was das Institut geschichtlich und intellektuell einst ausgezeichnet hat. Wer begreifen möchte, was die Kritische Theorie in ihrem Kern ausmacht, sollte sich über ihre historische Genese im Klaren sein. Philipp Lenhard erzählt die Geschichte des Instituts für Sozialforschung von den Anfängen nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Entstehung der »Frankfurter Schule« in den 1960er Jahren.

Buchvorstellung und Diskussion mit Philipp Lenhard (University of California, Berkeley).

Moderation: Dirk Braunstein (Institut für Sozialforschung).

House of Labour

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Jüngste Krisen, wie die Corona-Pandemie, haben gezeigt, dass Solidarität durchaus noch existiert. Doch immer mehr politische Akteure stellen die gesellschaftliche Solidarität, sei es mit Geflüchteten, Andersdenkenden oder Menschen, denen Arbeitsplatzverlust droht, in Frage. Gleichzeitig machen die vielen Menschen Hoffnung, die auf die Straße gehen und Zusammenhalt gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung demonstrieren. Es muss darüber diskutiert werden, wie eine solidarische und demokratische Gesellschaft in Zukunft aussehen kann. Darüber sprechen zwei Expert:innen aus Praxis und Wissenschaft, Christiane Benner, 1. Vorsitzende der IG Metall, und Stephan Lessenich, Direktor des Instituts für Sozialforschung.

Das Programm der Veranstaltung sowie den Link zur Anmeldung zu der Veranstaltung finden Sie auf der Veranstaltungsseite der University of Labour.

Lunes

Casino-Gebäude, R. 1801 (Renate von Metzler-Saal), Campus Westend

Ponencias públicas

Ponencias públicas

Public lecture by Peter E. Gordon.

According to the well-known Hegelian dictum, philosophical knowledge seeks to recognize the rationality in conditions that have already gained their full actualization: it paints »gray on gray.« In Negative Dialektik, Adorno takes exception to Hegel’s claim, because it would seem to prohibit the possibility of critique: »Consciousness,« he writes, »could not despair at all over what is grey, if it did not harbor the concept of a different color, whose scattered trace is not lacking in the negative whole [Bewußtsein könnte gar nicht über das Grau verzweifeln, hegte es nicht den Begriff von einer verschiedenen Farbe, deren versprengte Spur im negativen Ganzen nicht fehlt].« The practice of immanent critique therefore demands that we reject the interpretation of Adorno’s philosophy that ascribes to it a species of totalizing negativism. The negative whole is not seamless or harmonistic; it is shot through with immanent traces that indicate a normative surplus or unrealized possibility.

The event will be in English.

Peter E. Gordon is Amabel B. James Professor of History at Harvard University.